Reißverschluss



Der Reißverschluss erobert die Welt – eine lange Reise mit Hindernissen


Wir können uns unsere Kleidung ohne Reißverschlüsse nicht mehr vorstellen. Doch lange Zeit wollte sie niemand haben, denn die ersten Modelle waren teuer und funktionierten nur schlecht. Es dauerte fast ein Jahrhundert, bis Reißverschlüsse den Siegeszug um die Welt antraten.


Die Suche nach dem perfekten Kleiderverschluss


Zum ersten Mal wurde der Reißverschluss in der Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnt. Bis dato verschlossen Schnüre, Fibeln und Knöpfe die Bekleidung. Haken und Ösen wurden für Kleider und Korsetts verwendet. 1851 arbeiteten mehrere Erfinder am perfekten Verschluss. Doch es war der Erfinder der Nähmaschine, Elias Howe, der den ersten »vollautomatischen, ununterbrochenen Kleiderverschluss« zum Patent anmeldete. Sein Verschluss gilt als der Vorläufer des modernen Reißverschlusses, wurde aber aus Kostengründen nie produziert.


Keine Akzeptanz für die Erfindung


Über 40 Jahre später, 1893, verbesserte Whitcomb Judson aus Chicago den Verschluss und patentierte sein Modell. Er suchte einen Ersatz für die langen Schnürsenkel an Stiefeln und erfand den »clasp-locker«. In Lewis Walker fand er einen Partner für seine Idee und gründete mit ihm zusammen eine Firma. Im gleichen Jahr stellte Judson seine Erfindung auf der Weltausstellung in Chicago vor. Doch sie fand keinen Anklang. Der Absatz war gering, denn sein Modell war teuer, zu kompliziert und funktionierte nur schlecht. 1904 überarbeitete Judson sein Patent und vereinfachte das Design des Reißverschlusses. Zusammen mit seinem Partner Walker gründete er eine neue Firma. Doch es misslang zum zweiten Mal. Frustriert stieg Judson aus dem Geschäft aus. Sein Partner führte die Firma allein weiter.


Walker engagierte den schwedischen Maschinenbauer Gideon Sundbänk, der sein Patent entscheidend weiterentwickelte. Er schuf ein neues Modell, das er 1909 in Deutschland zum Patent anmeldete. In USA brachte er das Modell »Plako« auf den Markt. Noch heute basieren die klassischen Metallreißverschlüsse auf seinem Entwurf. Sein Verschluss war erstmals für Textilien und Lederwaren geeignet. Doch das Image des Reißverschlusses litt unter seinen Vorgängern. Niemand wollte ihn kaufen.


Der Erste Weltkrieg bringt die Wende


Während des Ersten Weltkriegs wurden Reißverschlüsse zum ersten Mal in großen Stückzahlen in Stiefeln und Tabakbeuteln eingesetzt. Die US Navy bestellte 1917 einen großen Posten für die Bekleidung der Lotsen und war der erste Großkunde.


Reißverschlüsse gehen in Serienproduktion


1923 lernte der Schweizer Martin Othmar Winterhalter in USA Gideon Sundbänk kennen und kaufte ihm das Patent ab. Winterhalter ersetzte Kügelchen und Klemmbacken des bestehenden Verschlusses durch Rippen und Rillen und nannte sein Modell »RiRi«. In seiner gleichnamigen Firma RiRi in Wuppertal ging der endlos Reißverschluss als Meterware erstmals in Serienproduktion.

1930 begann in Deutschland der Aufschwung in der Textilindustrie. Immer öfter wurden Reißverschlüsse für Alltagsbekleidung und Mode verwendet. Ein weltweiter Siegeszug begann. Nur die französischen Designer weigerten sich noch, den neuen Verschluss in ihre Modelle zu integrieren. Sie setzten weiterhin auf Knöpfe. 1936 verließ Winterhalter wegen der politischen Situation Deutschland und verlegte seine Firma nach Mendrisio. Sie existiert dort heute noch und produziert Edel-Verschlüsse.


Letzte Verbesserungen – Kunststoff ersetzt Metall


In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Metall in den Verschlüssen gegen Kunststoff ersetzt. Die Reißverschlüsse waren so strapazierfähiger und gleichzeitig flexibler, wodurch sich ihre Einsatzmöglichkeiten erweiterten. Seit 1990 werden die Verschlüsse ohne gesundheitsschädlichen Nickel produziert.

Heute werden in Deutschland jährlich etwa 70 Millionen Meter endlos Reißverschluss gefertigt. Die drei größten Produzenten weltweit sind YKK, Opti und Prym.